Was wir unter Narzissmus oft übersehen
Wenn von Narzissmus die Rede ist, denken viele an übersteigerte Selbstverliebtheit, Dominanz oder Egozentrik.
Doch hinter dieser Fassade liegt häufig eine andere Realität:
Eine verletzliche, wenig sichtbare Seite – geprägt von Unsicherheit, Selbstzweifeln und einem starken Bedürfnis nach Schutz.
„Nicht jede starke Haltung ist Stärke. Manchmal ist sie Schutz.“
Der stille Narzissmus – verletzlich, verkannt, oft übersehen
In der Psychologie unterscheiden wir zwischen grandiosem und vulnerablem (verletzlichem) Narzissmus.
Letzterer wirkt nicht laut oder selbstherrlich, sondern zurückhaltend und manchmal sogar schüchtern.
Menschen mit diesen Mustern erscheinen nach außen gefestigt –
doch innerlich kämpfen sie oft mit Instabilität, Scham und einem tiefen Wunsch nach Bestätigung.
Typische Anzeichen:
starkes Bedürfnis, gesehen und anerkannt zu werden
hohe Empfindlichkeit gegenüber Kritik oder Zurückweisung
Rückzug, Perfektionismus oder emotionale Distanz
Schwierigkeiten, echte Nähe zuzulassen
chronisches Gefühl von „nicht genug sein“
Woher diese Muster kommen – und was sie schützen
Diese Strategien entstehen selten aus übermäßigem Selbstwert – sondern oft aus einem über lange Zeit verletzten Selbstwertgefühl.
Häufige Hintergründe sind:
unklare oder instabile Bindungserfahrungen
emotionale Nichtbeachtung oder Überforderung in der Kindheit
dauerhafte Leistungsorientierung ohne emotionalen Rückhalt
subtile Formen emotionaler Entwertung oder Vergleich
Die „Maske“ dient dem Selbstschutz.
Sie hilft, Kontrolle zu behalten – und nicht wieder als schwach, abhängig oder unzulänglich empfunden zu werden.
„Wer gelernt hat, sich selbst zu schützen, braucht Raum, um sich selbst wieder zu begegnen.“
Warum wir bei Change Mindset genau hinschauen und nicht verurteilen
In meiner Arbeit begegnen mir häufig Menschen mit narzisstischen Mustern – als Betroffene, aber auch als reflektierte Persönlichkeiten mit narzisstischen Anteilen. Nicht als Diagnose, sondern als lebensgeschichtlich verstehbare Struktur.
Hinter vielem, was nach Kontrolle, Rückzug oder Überheblichkeit aussieht, steckt ein Mensch, der früh gelernt hat, dass es ohne Schutz zu schmerzhaft wird.
Was ich in der Therapie biete
In der Einzel- und Paartherapie bei Change Mindset geht es nicht um „Korrektur“. Sondern darum, Zusammenhänge zu erkennen, Selbstschutz zu würdigen – und neue, gesündere Wege im Umgang mit sich selbst und anderen zu finden.
Ich biete Raum für:
die Arbeit an Beziehungsmustern und emotionaler Selbstregulation
das Verstehen von Selbstwertkonflikten und perfektionistischen Mustern
neue Möglichkeiten für echte Verbindung, statt Schutz oder Rückzug
Fazit
Narzisstische Muster sind kein Makel.
Sie sind ein Schutz, der in einer bestimmten Lebensphase hilfreich war.
Wenn wir verstehen, was darunter liegt, entsteht etwas Neues:
Ein Umgang mit sich selbst, der nicht auf Überleben, sondern auf Beziehung ausgerichtet ist.
Veränderung beginnt mit Verständnis – und mit dem Mut, ehrlich hinzusehen.